Spiegelpinzipien

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#1 | Spiegelpinzipien datum

25.01.2012 22:37

Die Spiegelprinzipien sind meines Erachtens nach ein kaum hoch genug zu bewertender Schlüssel im Verständnis des Transsurfings. Aber ich zumindest habe sie bislang gar nicht genug wahrgenommen. Es war mehr ein. „Aha, ja, leuchtet ein, so geht das also, wusste ich im Prinzip ja schon, alles nur ein Spiegel, wie innen so außen, alter Hut. Na dann los.“ Und dann habe ich sie, in der Annahme, sie nun zu kennen und anzuwenden, gleich wieder vergessen, und stattdessen versucht, das Spiegelbild zu beeinflussen.

Es ist wie verhext mit dem Spiegel. Ich kann ihn einfach nicht wirklich loslassen. Ich wünsche, visualisiere, danke etc. und betrachte dann den Spiegel, gespannt, was passieren wird. Oder ich betrachte meinen aktuellen Wegabschnitt, und versuche allen Ernstes, auf das Spiegelbild mental einzuwirken, ein bestimmtes Ereignis zu beschleunigen, das Verhalten bestimmter Personen zu beeinflussen und weiteren groben Unfug. So als hätte ich noch nie etwas von den Spiegelprinzipien gehört. So funktioniert die innere Absicht, aber nicht die äußere!

Und als ich so über dieses Thema nachdachte, wurde mir allmählich klar, dass hier ein wichtiger Grund für das Versagen von Manifestationen liegt. Und ich glaube, nun auch endlich den Unterschied zwischen „weißer“ und „schwarzer“ Magie verstanden zu haben, den so viele Hexen und Magier als nicht existent propagieren wollen. „Magie ist bunt, es kommt nur darauf an, was man damit macht“, heißt es. Nein! Es gibt anscheinend tatsächlich zwei Pfade, und Transsurfing behandelt nur einen davon. Die meisten Menschen, die sich mit Magie und Manifestieren beschäftigen, scheinen hingegen den anderen Pfad beschreiten zu wollen, und scheitern daran über kurz oder lang. Wohl meist über kurz. Die Pfade unterscheiden sich keineswegs in der Motivation, „Service to self“ versus „Service to others“, oder in Schäden oder Licht und Liebe, die man bewirken will oder bewirkt. Das sind alles nur Ausprägungen. Es geht meiner Ansicht nach einzig um die Seite des dualen Spiegels, mit der gearbeitet wird, es geht um innere Absicht versus äußere Absicht! Ich lasse ab hier den vermutlich linken Pfad außen vor, als gäbe es ihn nicht, und betrachte nur den Pfad, auf dem Transsurfing angesiedelt ist.

Ein Beispiel:

Ich manifestiere mir zurzeit mein neues Zuhause für meine Familie und mich. So weit ist alles klar. Ein Wunsch, eine Visualisierung, Absicht, Gefühle, Dankbarkeit, Vertrauen und Loslassen. Alles auf dem rechten Pfad. Alles ist gut, ich weiß, dass mein Zuhause auf dem Weg zu mir ist!

Aber nun folgt das Warten auf das Ergebnis. Anstatt in meiner Wirklichkeit vor dem Spiegel zu bleiben, hypnotisiere ich den Spiegel, um dort Ergebnisse zu sehen. Ich will dieses bestimmte Haus, ich will bis zu einem bestimmten Kalenderdatum spätestens drin sein. Ich halte die Trennung von meiner Familie keinen Tag länger aus. Noch schlimmer: Ich beschäftige mich mit der Finanzierung und ihrer Realisierung, obwohl ich zurzeit mit der inneren Absicht keinen echten Einfluss darauf ausüben kann. Es tauchen Probleme auf? Uh, dann versuche ich schnell, ein besseres Ergebnis zu Visualisieren, ein Ereignis anzuziehen, das die Probleme beseitigt, wie eine Finanzierungszusage beim Käufer meines alten Hauses, damit meine Bank endlich alle Sicherheiten zusammen hat, um mir mein neues Haus noch innerhalb der immer enger werdenden Zahlungsfristen zu finanzieren. Ich arbeite also aktiv mit meiner inneren Absicht und versuche, mental auf das Spiegelbild einzuwirken, da ja wie innen so außen gilt und das doch alles ein Spiegel ist…

Und dabei bemerke ich gar nicht, dass ich längst nicht mehr mit der Wirklichkeit vor dem Spiegel arbeite, sondern wild rudernd auf das Wasser eindresche und meiner Welt mental und detailvisualisierend vorschreiben will, wie sie am besten vorzugehen hat. Das ist wie eine Sucht! Ich schaffe es nie, das Spiegelbild für einen längeren Zeitraum konsequent loszulassen. Bereits diese kurzen Intervalle des Loslassens bewirken schon eine Menge, aber ehe ich mich’s versehe, klebe ich wieder in der Illusion des Spiegels und bastele an Überschusspotentialen noch und noch, die naturgemäß ein Hindernis nach dem anderen anziehen, obwohl jetzt gerade alles so wunderbar einfach sein könnte. Dabei erwische ich mich sogar beim Selbstbetrug, bei dem ich tatsächlich nur am Ziel arbeite, nur das Ergebnisgefühl visualisiere… und schon kurz darauf wieder auf den Spiegel schiele, um zu sehen, ob sich dadurch etwas geändert hat. Also versuchte ich doch nur wieder, das Spiegelbild im Detail zu beeinflussen. Und genau das ist ja meist die irreführende Motivation der Manifestation. Und diese Motivation gilt es anscheinend, loszulassen. Bei meinen ersten richtig großen Manifestationserfolgen habe ich diese Fehler nicht gemacht, denn ich hielt Erfolg für utopisch. Jetzt weiß ich, dass ich Erfolg haben werde, wenn ich mich nicht selbst sabotiere… und sabotiere mich, indem ich ein unmittelbares Ursache-Wirkungs-Verhältnis zwischen den beiden Seiten des dualen Spiegels erwachte.

Ich lege eine Ursache vor den Spiegel und erwarte das Ergebnis im Spiegel. Das Verrückte an der Sache ist nur, dass es dieses Verhältnis nicht wirklich gibt. Magie „funktioniert“ nicht, sie geschieht synchron. Es ist aber trotzdem so, dass meine Arbeit vor dem Spiegel sich irgendwann im Spiegel zeigen wird. Es wird nur nichts dort geändert worden sein, da ja alles im Spiegel dem Ursache-Wirkung-Prinzip folgt, und somit die Ursache der Wirkung ebenfalls im Spiegelbild liegen muss, und nicht davor. Das ist schwer zu erfassen, und vermutlich falle ich deshalb schnell wieder ins mechanische Weltbild zurück.

Aus dem anfänglichen Spinksen in den Spiegel, wird eine Erwartungshaltung. Und diese Erwartung wird beim Spinksen meist enttäuscht, weil man nach konkreten Ergebnissen des Weges zur Realisierung schaut, von denen man annimmt, dass sie nun eintreffen sollten. Und schon manifestiert man ein „es verzögert sich“ oder „es klappt nicht“. Außerdem postuliert man Bedingungen der Art: „Wenn dieses Ereignis jetzt eintritt, dann ist alles gut.“ Womit implizit postuliert wird, dass eben nicht alles gut ist, wenn dieses Ereignis nicht eintritt. „Ruf an, ruf bitte an und sag mir…“, hämmert mental auf das Spiegelbild ein. Und dieses destruktive Programm gilt es, abzuschalten, denn so mag der linke Pfad der Magie wirken, indem Dämonen erzeugt werden, die den Spiegel beeinflussen. Aber davon habe ich eben nur sehr wenig Ahnung, es ist gefährlich, und es polarisiert erheblich, was wiederum die Nivellierungskräfte zum Ausgleich des vielleicht tatsächlich Bewirkten herbeiruft.

Also Warnung: Wann immer Du merkst, dass Du gerade gezielt Energie zu einem bestimmten Ereignis sendest, bist Du vom rechten Pfad abgekommen. Da ist Wildnis, und Du musst vermutlich für jeden Erfolg teuer bezahlen, denn das ist das hermetische Gesetz der Polarität und des Ausgleichs. Der vermutlich rechte Pfad ist anders, er polarisiert nicht wirklich, er schafft kein Ungleichgewicht, er… wählt eine Lebenslinie.

Jetzt habe ich schon so viel geschrieben und kaum etwas wirklich Konkretes aussagen können. Außer dass ich zwei bestehende Begriffe der Magie von Chaos und Ordnung, bzw. ihrer Motivation abweichend unbedingt ins Modell des Transsurfing quetschen musste.

Ich glaube, dass die Welt des Spiegelbildes, also unsere Realität, wie ein recht starres Computerspiel anzusehen ist. Die Regeln und Naturgesetze sind vorgegeben, das Bühnenbild steht, die Drehbücher sind verteilt und nach dem Gesetz von Ursache und Wirkung kann eigentlich nur eines wirklich geschehen. Es ist fast so, als gäbe es tatsächlich ein Schicksal, das alles bis ins Kleinste vorherbestimmt hat. Das Bewusstsein entscheidet in konkreten Situationen nicht wirklich, sondern es erfährt seine Entscheidung unmittelbar bevor es glaubt, sich zu entscheiden. So zumindest interpretieren Hirnforscher zeitliche Abläufe der Entscheidungsfindung. Einige behaupten sogar, das Gehirn erfahre die Entscheidung oft sogar bevor es überhaupt die Situation erfasst hat, in der es sich zu entscheiden gilt.

Ich will mich nicht auf das dünne Eis begeben zu sagen, dass wir mittels innerer Absicht überhaupt keine Einflussmöglichkeiten auf die Realität hätten, dass absolut alles vorherbestimmt sei, auch alle unsere eigenen Handlungen und Entscheidungen. Aber bis zu einem bereits recht restriktiven Grad scheint mir das tatsächlich so zu sein. Alles in der Welt folgt strengen Regeln und Naturgesetzen. Diese sind sehr präzise, auch wenn z.B. die Physik sie noch nicht ansatzweise präzise erfassen kann. Jede Wirkung hatte eine Ursache, und die ihre, und die ihre, und das ist alles schon geschehen. Innerhalb eines solchen Systems kann man kaum etwas frei bewirken, da ja auch die chemischen Prozesse im Hirn ihre Ursachen hatten, die ihre Ursachen hatten etc. Übernatürliche Wunder gibt es dabei nicht, denn alles, einfach alles, geschieht auf ganz natürliche Weise im Einklang mit den Regeln und den Naturgesetzen und kann im Nachhinein, das Wissen über die wirkenden Gesetze sowie die Kenntnis über die Ursachen vorausgesetzt, bis ins Kleinste erklärt werden.

Es scheint mir fast so, als wären die einzigen nicht vorherbestimmten Effekte ganz leichte Regungen aus der Seele. Man ist so machtlos… in der Realität des Spiegels. Aber gleichzeitig existiert man ja auch vor dem Spiegel, und ich denke, hier fängt das Spiel an, das, was wir so euphorisch den freien Willen nennen, nämlich die Möglichkeit des Wählens durch Kommunikation.

Im Nachhinein ist immer alles ganz toll zu erklären, aber fast nie vorher. Warum? Weil Gesetze unbekannt waren, weil Ursachen übersehen wurden, eigentlich immer deswegen, weil irgendetwas vorher nicht beobachtet und entsprechend berücksichtigt wurde. Und nun legt die Quantenphysik die gewagte These auf den Tisch, dass Beobachtung Wirklichkeit schafft. Beobachtung kann neue Gesetze erschaffen, sie nicht nur finden. Beobachtung kann neue Ursachen erzeugen, sie nicht bloß wahrnehmen.

Im Augenblick liebäugele ich in meiner Erklärungsnot etwas mit dem stark hinkenden Vergleich zu einem Computerspiel. Ich sitze vor dem Bildschirm aka Spiegel, und lege einige Regeln fest, ich beeinflusse ein paar Parameter, gebe meiner Spielfigur ein paar Impulse, die diese einigermaßen selbstständig umsetzen soll. Dann drücke ich auf Start, und im Spiegelbild läuft dieses Programm ab. Mein Avatar lebt das Programm und gibt mir Feedback über die Ereignisse, sein Empfinden, seine Bedürfnisse etc. Ich feuere viele Einstellungen ab, eine nach der anderen, und mit einiger Verzögerung reagiert das Programm darauf. Ich ändere oder erweitere quasi die Bedingungen des Spiels, aber innerhalb des Spiels, aus Sicht des Avatars, scheinen die Regeln fest zu sein, denn sie begrenzen unnachgiebig seinen Handlungsspielraum.

Ein Biologe hat einmal den Begriff „Morphogenetische Felder“ in seiner Erklärungsnot geprägt, dass es ihm so schien, als würden die Naturgesetze selbst einer Art Wandel unterliegen, der wiederum von Lebewesen auszugehen schien. Tatsächlich dürfte er eher einen Wandel der Rahmenparamter beobachtet haben, durch den dieselben Gesetze nun anders zu wirken schienen.

Was ich ausdrücken möchte ist kaum zu formulieren und mein Bild hinkt vor allen an dem einen Fakt, dass mein Verstand und mein Bewusstsein zu meinem Avatar gehören, und ich denjenigen, der vor dem Bildschirm sitzt, daher kaum erfasse. Er ist ich, aber auch wieder nicht. Er ist vermutlich nicht meine sensorische Wahrnehmung, nicht meine Gedanken, ganz sicher nicht mein Bewusstsein.

Ich komme mir, nach einer Phase des erfolgreichen Loslassens und anschließender neuer Kontrollversuche, vor, wie ein schlecht funktionierender Avatar in einem Spiel. Computerspieler kennen das Problem des Lags, wenn sie ihrem Avatar einen Impuls geben, dieser aber verzögert oder gar falsch umgesetzt wird. Am schlimmsten ist dies in Spielen, wenn der Impuls durch größere Verzögerung in einer inzwischen veränderten Welt ausgeführt wird, und somit ein ganz anderes Ergebnis herauskommt, als beabsichtigt war. Es macht keinen Spaß, so zu spielen, und es erschwert das erfolgreiche Spiel teils erheblich, bis hin zur Unmöglichkeit. Und es scheint, als wäre ich selbst, also mein Verstand und Ego nebst meinem Bewusstsein, die Hauptursache solcher Fehlfunktionen.

In Phasen, wo es mir gelingt, die Kontrolle wirklich loszulassen, und nur mein Feedback zu geben, welches Ziel ich erreichen möchte, scheint alles so einfach zu sein. Es flutscht einfach. Alles geschieht von selbst und es ist so, als würde jemand, den ich nur vage fühlen kann, auf eine Übersichtskarte schauen um genau zu wissen, welche Ereignisse sich in welche Richtung bewegen, damit ich an einem aus meiner Sicht völlig unsinnigen Ort dann mit den richtigen Ereignissen konfrontiert werde. Der Strom der Varianten ist dann nur ein Strom von eigentlich unzusammenhängenden Ereignissen, die irgendwie verdammt gut passen. Sobald ich aber wieder die Kontrolle übernehmen will, und damit nur meinen winzigen Ausschnitt der Realität für meinen Weg in Betracht ziehen kann, laufe ich von einer Sackgasse in die nächste. Wie schalte ich dieses dumme Programm ab, mit dem ich unabhängig von meiner inneren Weisheit, diesem seltsamen Impulsgeber vor dem Bildschirm, quasi blind agieren will?

Heißt das jetzt ich sollte nur noch loslassen und gar nicht mehr in der Realität leben? Nur noch meditieren und der Glückseligkeit durch Verbindung mit höheren Sphären entgegenstreben? Natürlich nicht, das wäre völlig unsinnig!

Ich, also Ego, Verstand, Bewusstsein, sind durchaus teilautonome Kontrollinstanzen für den Avatar, meinen Körper, und ich habe meine Aufgabe in diesem Spiel. Meine Aufgabe ist es, in dieser Welt zu leben und zu agieren, meine Impulsvorgaben möglichst geschmeidig und unverfälscht umzusetzen und vor allem, meine Welt zu erleben. Am Besten wohl so, wie meine Intuition und meine Gefühle es mir nahelegen. Meine Gefühle sind ein wichtiger Teil meines Feedbacks, also ist der Sinn meiner Daseinsform vermutlich tatsächlich, zu erleben, und mittels meiner Gefühle zurückzumelden, wie gut wir gerade in diesem Spiel sind. Glück ist Übereinstimmung von innerer und äußerer Absicht verbunden mit erfolgreichem Erleben. Unglück ein sicheres Zeichen, dass etwas nicht so gelaufen ist, wie es sollte.

Mein wahrgenommenes Ich ist nur ein Teil von mir, eigentlich sogar nur eine Art sensorisch autonomer Reflexion, und diese ist immer unglücklich, solange sie nicht im Einklang mit ihrem lenkenden Kern, vermutlich der Seele, ist. Und diese ist aus Sicht des Avatars kaum zu erfassen oder in Worte zu fassen, sie ist….

Ok, also was ich weiß ist, sie IST. Toll, so weit kommen viele Religionen mit weniger Aufwand. Und sie ist nicht mit Begriffen der Realität zu erfassen, da sie nicht Teil der Reflexion ist. Die Reflexion ist Tonal, das unfassbare Andere Nagual. Klasse, ein Begriff, doch mehr nicht, denn er kann nicht wirklich definiert werden. Auch wenn Don Juans kleiner Definitionstrick etwas anderes zu behaupten scheint. Er definierte das Tonal als alles, was man erfassen kann, was man sich vorstellen und benennen kann. Und das Nagual ist alles andere, was zwar IST, aber nicht zum Tonal gezählt werden kann. Ein Name für das Unfassbare, mehr nicht.

Gut, also ist es meine Aufgabe zu leben, zu erleben, zu agieren, und dabei möglichst glücklich zu sein. Das wussten die Hedonisten bzw. die Eudaimonisten bereits eine ganze Weile vor mir. Ich kann Feedback geben, das ist sogar meine Aufgabe, und über dieses Feedback kann ich etwas bewirken, nämlich dass meine Seele meine Wünsche aufgreift und, wenn sie eine wie auch immer geartete Übereinstimmung mit sich selbst feststellen kann, dankbar als neues gemeinsames Ziel annimmt. Wir sind Eins.

Das Bild weicht langsam erheblich von Vadims Modell ab, aber sein Modell ist einfach schwer im Alltag zu leben, weil es oft und leicht den Willen auf das Spiegelbild richten lässt. Auch den Teil des Willens, der eigentlich Feedback zur Seele sein sollte, und das wäre in meinem Gleichnis so, als würde der Avatar im Computerspiel den Lenker vor dem Bildschirm kontrollieren wollen. Das kann nur zu erheblichen Kommunikationsproblemen führen, die das Spiel massiv erschweren. Na ja, kein Erfolg im Spiel erzeugt Unglück, so einfach ist das.

Das Bild hinkt, aber ich werde es mal auf Alltagstauglichkeit testen. Gut ist schließlich, was funktioniert! Und genau das ist doch meine Aufgabe, eine möglichst geschmeidige Kommunikation zu ermöglichen, damit wir, ich und meine Seele, das Spiel möglichst erfolgreich spielen können.

Es nützt nichts, wenn ich meine Aufmerksamkeit auf ein völlig anderes Ereignis konzentriere, als es meine Seele tut. Das ist so, als würde ein Torwart nur genau eine Ecke in seinem Tor betrachten, weil er unbedingt will, dass der Ball dort angeflogen kommt. Schön in den Fällen wo es passt, dumm gelaufen in allen anderen. Und mein Blickwinkel als Avatar ist derart beschränkt, dass es fast immer anders kommen wird, und sei es nur ein wenig. Wie soll ich denn da auf die Ereignisse schnell und richtig reagieren, wenn ich sie vor lauter Konzentration auf einen anderen Punkt im Spiegel gar nicht mitbekomme?

Ich kann mir anscheinend selber Aufgaben in meinem Leben aussuchen, Quests, die ich dann gemeinsam mit meiner Seele, oder wohl genauer: meine Seele gemeinsam mit mir, lösen darf. Man könne auch sagen, ich wähle ein Erlebnis, einen Lebensabschnitt, der zur Erfüllung der Aufgabe führt. Das ist meine Einflussmöglichkeit. Und meine Seele kann einerseits durch die äußere Absicht Parameter meiner Welt beeinflussen, ein Teil des Spiels, der sich meinem Erleben völlig entzieht, und mich andererseits dank ihres stark erweiterten Blickfeldes ausgesprochen raffiniert lenken.

Erstaunlich, wie weit ich jetzt von meinem ursprünglichen Thema abgewichen bin. Es ging und geht darum, den Spiegel zu erleben, aber ihn nicht kontrollieren zu wollen. Keine mentale Energie oder Visualisierung auf das Spiegelbild zu richten. Warum stören, was ohne Störung oft unglaublich gut läuft? Woher dieser Zwang, alles sabotieren und besser wissen zu müssen? Ich kann in dieser Welt nichts verändern, gar nichts! Sie ist genau so, wie sie jetzt gerade ist. Und sie ist, wie sie jetzt ist, nur eine Reflexion. Ich kann sie nicht ändern. Aber ich kann etwas anderes, nämlich ein Gefühl wählen, ein Ereignis, ein Ziel, das ich erleben möchte. Das ändert nichts am Spiegel, die Realität bleibt davon völlig unberührt. Nicht aber die Wirklichkeit vor dem Spiegel, denn hier wurde etwas gewählt. Nichts wurde verändert, aber etwas Neues wurde geschaffen, und dieses Neue wird sich im Spiegel zeigen. Auch dann hat der Spiegel sich nicht verändert, alles ist so, wie es war und etwas Neues, was immer schon da und klar war, ist zu sehen. Man dürfte die Ursachen des „Neuen“ in der Realität des Spiegels in ewige Vergangenheit zurückverfolgen können.

Die Lebenslinie ist auch so etwas unglaublich schwer zu fassendes. Sie ist wie eine andere Welt, die ebenfalls seit Urzeiten unverändert ist, die einfach nur zur Erfüllung der neuen Wirklichkeit vor dem Spiegel führt… eigentlich die neue Wirklichkeit ist. Hierfür fehlt mir jedes Bild. Alle Regeln der erlebten Welt stehen fest, und alle Ergebnisse ebenfalls, aber die Welt nicht, die ich erlebe. Ich kann aus meiner aktuellen in eine andere überwechseln, beide bleiben unverändert, doch ich erlebe eine andere. Vielleicht ist es der Fokus meiner Seele, der gewandert ist.

Vadims Schichtenmodell ist mir nicht wirklich bildlich klar geworden, denn er wollte ja klar nicht auf parallele Universen oder Zeitlinien hinaus. Was also passiert wirklich, wenn ich auf eine andere Lebenslinie wechsele? Ich wechsele in eine andere Welt, meine Schicht der Welt verändert sich nicht, sondern sie ist anders, oder eben eine andere. Der Soundtrack ändert sich etwas, die Wahrnehmung. Es kann sich ein wenig so anfühlen, wie ein aufwachen, wenn man etwas geträumt hat, das extrem nah an der Wirklichkeit lag. Man sieht fast dasselbe, aber es fühlt sich anders an, und man weiß plötzlich, dass das andere ein Traum war. Man könnte fast das Gefühl haben, die Welt würde für einen Augenblick bewusst mitbekommen, dass man gerade erst angekommen ist. Ein „Oh, wer bist du denn? Schön, dass du da bist!“ Manchmal auch mit dem anderen Vorzeichen. Für einen Moment scheint die Welt ein Bewusstsein zu haben, und ein Tier begrüßt dich, ein Baum, ein Stein, ein Windhauch, ein einzelner Sonnenstrahl. Deine Ankunft wird bemerkt!

Solche Kontakte werden dann gerne Omen genannt und sie können ja tatsächlich etwas über den Unterschied der Stimmung in der „neuen“ Welt aussagen. Kurz darauf erlicht dieses Bewusstsein scheinbar wieder, man ist Teil dieser Welt, als wäre man es immer schon gewesen. Ich finde noch überhaupt kein Modell, mit dem man diesen Wechsel erfassen könnte.